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01.03.19 –
von Alexander Koch, Sportpolitischer Sprecher
Mit dem Wunsch des Fußballvereins Hertha BSC nach einem gesonderten Fußballstadion kommt wieder Bewegung in die Debatte um den Olympiapark. Erstligavereine im Fußball gehören zu einer Großstadt wie Berlin. Dass Hertha nach dem Mauerfall das erste Mal wieder in die erste Liga aufstieg, stand auch für ein Abstreifen des Mauerdaseins Berlins. Es stieg die Hoffnung, dass Berlin als normale Stadt ernst genommen werden kann. An der Professionalisierung haperte es noch ein wenig, wie uns Beispiele wie das fortschreitende BER-Desaster gnadenlos vor die Augen halten.
Bevor also alle sich unter Jubelgeschrei für das von Hertha geforderte Fußballstadion aussprechen wäre es sinnvoll die Risiken und Nebenwirkung für Berlin und für den Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf abzuschätzen. Eine Unterstützung und Festigung des Vereins ist durchaus wünschenswert. Eine kompaktere Fußball-Arena, mag sicherlich eine Hilfe sein. Wie bei allen Großprojekten heißt es, dass der Verein allein die finanziellen Risiken trage. Die Errichtung eines großen Baukörpers, den Hertha vielleicht nicht mehr bewirtschaften kann, weil sie mal wieder in die zweite Liga abgerutscht ist, lässt sich nicht komplett ausblenden.
Bei der Diskussion um ein Fußballstadion dürfen der Senat und das Abgeordnetenhaus wie auch der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nicht die weitere Nutzung des Olympiastadions aus den Augen verlieren. Die regelmäßige Nutzung durch Hertha mag die kostenintensive Erhaltung des Stadions politisch gerechtfertigt haben. Internationale Sportgroßveranstaltungen allein werden nicht für den Unterhalt ausreichen. Es würde ein trübes Bild abgeben, wenn Hertha sein neues Stadion hat, aber das daneben liegende Olympiastadion langsam, aber sicher, verfällt. Weil das Olympiastadion in eine Kule gebaut ist, würde das einfach auf die Fläche gebaute Fußballstadion trotz des kleineren Baukörpers die Situation dominieren. Die Landespolitik täte gut daran, sich bei der Neuausrichtung des Olympiaparks durch vorab geschaffene Fakten nicht in eine Ecke manövrieren zu lassen.
Vor einer Bewilligung des Fußballstadions ist die Nutzung des gesamten Olympiaparkgeländes zu überdenken. Allein wegen des erheblichen Sanierungsstaus – bereits 2001 schätzte man diesen ohne Olympiastadion auf 125 Millionen Euro – hat das Land Berlin die Frage der Nutzung des gesamten Areals vor sich hergeschoben. Weil Charlottenburg-Wilmersdorf nur noch über wenige unbebaute Flächen verfügt, besteht bei einer Neukonzipierung des Olympiageländes eine Chance für den Breitensport im Bezirk. Der Olympiapark, der großenteils für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, darf seinen Dornröschenschlaf nicht fortsetzen. Es wäre leichtsinnig, die für das Fußballstadion gewünschte Fläche zu vergeben, ohne ein Gesamtkonzept für den kompletten Olympiapark vorweisen zu können. Dabei steht eine Öffnung des Geländes für Anwohner*innen, und die Nutzung von Sportflächen auch für Vereine und den nichtorganisiertem Sport im Vordergrund.