BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

B90/DIE GRÜNEN Charlottenburg-Wilmersdorf

Ohne Obdach – was hilft wirklich?

13.05.25 –

Unter dieser Überschrift haben wir am 6. Mai zum Thema Obdachlosigkeit diskutiert. Die Anzahl obdach- und wohnungsloser Menschen ist seit der Corona-Pandemie stark gestiegen, was natürlich mit der – euphemistisch ausgedrückt – angespannten Wohnungslage zu tun hat. Aber auch nach der Wende hatte sich das Problem verschärft. Deshalb setzt sich die evangelische Kirchengemeinde Neu-Westend bereits seit über 25 Jahren für obdachlose Menschen ein und bietet einmal in der Woche eine kostenlose Übernachtung für 30 Personen mit Verpflegung, Duschmöglichkeiten und medizinischer Versorgung an. Renate Piber, die von Anfang an dabei ist, schilderte eindrücklich die Arbeit. Die Obdachlosen schätzen das Engagement besonders, da es rein ehrenamtlich ist. Hannah Meyer, die die Arbeit als einzige Hauptamtliche unterstützt, betonte, dass die Menschen sich im Nachtcafé relativ sicher fühlen im Gegensatz zu anderen, wesentlich größeren Notschlafstellen.

Heike Hüneke, GRÜNE sozial- und gesundheitspolitische Sprecherin im Bezirk, erklärte, dass auch Arbeitsmigration ein großes Problem ist. Menschen werden aus dem Ausland mit unwahren Versprechungen nach Berlin geholt, um dann hier in schutzlosen Arbeitsverhältnissen ausgebeutet werden und letztendlich unter der Brücke, zum Beispiel am Stuttgarter Platz, übernachten zu müssen. In Berlin gibt es nun die erste Schutzwohnung für Opfer von Arbeitsausbeutung und Menschenhandel. Aktuell ist diese Schutzwohnung nur projektfinanziert, aber es bleibt zu hoffen, dass es nicht bei einer Wohnung bleibt und das Angebot verstetigt werden kann.

Deutlich wurde an dem Abend auch, dass GRÜNE Politik den Bezirk durchaus geprägt hat. So berichteten Alexander Kaas-Elias und Christoph Wapler, wie sie bereits vor mehreren Jahren in der BVV für eine menschliche Haltung gegenüber obdachlosen Menschen gekämpft haben – mit Erfolg. Denn unser Bezirk spricht sich deutlich gegen Räumungen von Schlafstellen aus. In der Praxis mag es immer wieder bedauerliche Ausnahmen geben, aber insgesamt geht es in die richtige Richtung. Auch bei den bisher getroffenen Sparmaßnahmen sind die Angebote im Bereich Obdachlosigkeit nicht betroffen.

Zum Abschluss stellte Taylan Kurt, GRÜNER Sprecher für Sozialpolitik und Armutsbekämpfung im Abgeordnetenhaus, das kürzlich verabschiedete Zehn-Punkte-Positionspapier zur Überwindung der Obdachlosigkeit dar. Housing First, also der niederschwellige Zugang zu einer eigenen Wohnung als Grundlage, um wieder eine Lebensperspektive jenseits der Straße entwickeln zu können, ist einer der Grundpfeiler. Aber es geht auch um Rechtewahrung, Vernetzung vieler Hilfsangebote und die zur Verfügung Stellung von Hospizplätzen. Taylan hat wohl vielen aus dem Herzen gesprochen, dass er sich nie damit abfinden möchte, dass Menschen auf der Straße sterben müssen. Für all das müsse man jetzt investieren, um letztendlich sogar zu sparen, indem nachhaltige Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. Die Anwesenheit einiger bei UfO (Berliner Union für Obdachlosenrechte) Engagierter bereicherte die Diskussion. Sie forderten weniger „Pflaster“ seitens der Politik, sondern mehr Prävention. Dieser Forderung konnten sich viele anschließen.

Petra und Lisa