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25.04.19 –
von Sibylle C. Centgraf, Sprecherin für Klimaschutz und Liegenschaften
Die Trockenschäden des Jahrhundertsommers 2018 lassen sich noch gar nicht beziffern. Nicht nur die Bauern in den Flächenländern haben Ernteeinbußen zu beklagen, auch unsere Grün- und Erholungsflächen und das städtische Rahmenbegleitgrün weisen erhebliche Schäden auf. Besonderen Hitzestress haben die Straßenbäume durch die große Wärmerückstrahlung der versiegelten Flächen, welche die staubtrockenen Baumscheiben umgeben. Große Bäume verdunsten an einem Sonnentag ungefähr 110 Liter Wasser und produzieren dabei Verdunstungskälte und um die 9.000 Liter Sauerstoff. Würde man diese Kühlungsleistung eines Baumes von ca. 70.000 Wattstunden künstlich erzeugen, kostete der Strom dafür über 10 €, wohlgemerkt pro Baum. Ohne die vielen Bäume wäre der Hitzestress in der Stadt also deutlich größer. Raumklimatisierung mit herkömmlichen Klimaanlagen sind in der Bilanz – wie alle Kühlungsmaschinen - Wärmeproduzenten. Das Wässern der Vegetation bei Hitze und Trockenheit liegt also nachgewiesenermaßen im Eigeninteresse der Stadt und ihrer Bewohner*innen.
In den städtischen Parks und Grünflächen bekamen im letzten Jahr allerdings auch zahlreiche an feuchtere Witterungen gewöhnte Zier- und Formgehölze Trockenschäden. Teilweise ist mit einem Totalausfall der Pflanzen zu rechnen. Beispielsweise gibt es deutliche Verluste bei den raumbildendenden Hainbuchenhecken auf der Heerstraße.
Auch die Versuchsflächen zur Ansiedlung der heimischen Krautflora in Charlottenburg-Wilmersdorf im Rahmen des „bienenfreundlichen Bezirks“ waren mit ihrer autochthonen, also heimischen Saat nicht auf diese ungewöhnliche Trockenzeit eingestellt. Mehr als trockenresistenter Beifuß und die eingeschleppte Kanadische Goldrute konnten oft nicht wachsen.
Dennoch leiden unsere wildlebenden Tiere im Bezirk weniger als im Umland, da in einigen gepflegten Gärten und vielen grünen Höfen den ganzen Sommer gewässert wurde. Glücklicherweise ist Berlin im Urstromtal nicht von Wasserknappheit bedroht, sodass ein erhöhter Wasserverbrauch lediglich zur Mehreinnahmen der Berliner Wasserbetriebe führt, aber keine ökologischen Defizite an anderer Stelle zur Folge hat.
Für die landwirtschaftlichen Flächen, auf denen die Nahrungsmittel für die Stadt produziert werden, ist Bewässerung indes keine Lösung. Zu groß wäre der Bedarf an Wasser, selbst bei trockenresistenten Sorten oder Kulturen unter Glas bzw. Plastik, wie bereits beim Spargel und bei Erdbeeren üblich. Auch die Weidetierhaltung wird bei steigenden Temperaturen zum Problem. Eine Milchkuh braucht im Sommer gut 150 Liter Trinkwasser, ein Freizeitpferd immerhin täglich 40 Liter.
Dabei könnten landwirtschaftliche Bewirtschaftungspraktiken, wie Bepflanzung mit Deckfrüchten und die Aussaat von Leguminosen auf Weideland einen wesentlichen Beitrag zu den international vereinbarten Klimaschutzzielen leisten, wenn sie großflächig eingeführt werden. Pflanzen nehmen durch Photosynthese viel Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf, um zu wachsen, und speichern CO2 im Boden. Wenn die Landbewirtschaftung den organischen Gehalt von Böden erhöht, erhöht sich die Fruchtbarkeit, Wasserspeicherfähigkeit und Nachhaltigkeit. Auch führt die Kultivierung zur Verringerung von Erosion und erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel. Städtisches Gärtnern dient also in mehrfacher Hinsicht dem Klimaschutz und wird im Bezirk entsprechend unterstützt.